Second Unit #314 – Once Upon A Time in Hollywood

Tamino ist zurück! Tarantino auch! Mit Once Upon A Time in Hollywood (Amazaon-Link*) liefert er nicht nur einen ungewöhnlichen Streifen, sondern auch eine… merkwürdige Auseinandersetzung mit Hollywood damals und heute ab. Wir müssen reden.

[YouTube Direkttrailer]

Quentin Tarantino hat den Film geschrieben und Regie geführt. In den zwei (oder drei?) Hauptrollen spielen Leonardo DiCaprio als Rick Dalton, Brad Pitt als Cliff Booth und Margot Robbie als Sharon Tate. Ebenfalls dabei sind Al Pacino als Marvin Schwarz, Bruce Dern als George Spahn, Luke Perry als Wayne Maunder, Damian Lewis als Steve McQueen, Kurt Russell als Randy, Zoë Bell als Janet, Mike Moh als Bruce Lee und Michael Madsen als Sheriff Hackett on Bounty Law.

Wir haben unsere Probleme mit dem Film. Für Tamino mag es nicht unbedingt Tarantinos bester Film sein. Für Christian ist die komplette Auseinandersetzung mit dem damaligen Hollywood eine Auseinandersetzung Tarantinos mit dem heutigen Hollywood. Einem Hollywood von Harvey Weinstein, unter dem Tarantino selbst nur profitierte und mit dem er sich hier irgendwie direkt oder indirekt auseinanderzusetzen scheint. Auf…sehr merkwürdige Art und Weise. Zum Schluss geht es daher auch um die Person Tarantinos und warum er nicht nur provoziert, sondern selbst immer problematischer geworden ist.

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In der nächsten Woche übernimmt erneut die Superhero Unit. Dort geht es dann mit Guillermo del Toro und Hellboy – Die goldene Armee (Amazon-Link*) weiter. Hier ist dann in zwei Wochen wieder Programm angesagt. Zusammen mit Daniela vom Podcast Kunst & Horst wird es eine Besprechung zu Werk ohne Autor (Amazon-Link*) geben. Hoffentlich können wir dann auch endlich aufklären, wie genau sich der Film eigentlich zu seiner eigenen Wahrheit verhält.


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Christian Steiner
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Tamino Muth

[Teaser-Bild: “Margot Robbie” by Gage Skidmore is licensed under CC BY-SA 2.0]

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8 Kommentare

  1. Ich bleibe in meinem Kommentar mal allein beim Film und schließe die Moraldebatte aus. Denn angesichts der aktuellen Lage der Filmwelt, kann ich es mir nicht leisten, zusätzliche Restriktionen einzuführen – sonst bleiben irgendwie gar keine Filme mehr übrig, die für mich in Frage kommen.

    Kurzes Fazit vorweg: Auch ich bin nicht warm geworden mit Once Upon… Überraschend war das für mich nicht, denn weder das Setting noch die Darsteller haben bei mir Vorfreude ausgelöst. Pitt, Russel und Pacino haben ihren Zenit längst überschritten und der Rest vom Cast interessiert mich nicht sonderlich. Vermutlich ist es einfach so, dass diese guten Darsteller kein forderndes Material mehr haben. Wie auch immer. Das Hollywood der 60er finde ich als Kulisse auch recht lästig (wie generell Filme übers Filmemachen) und dementsprechend bin ich neutral reingegangen. Überrascht hat mich dann viel mehr, wie wenig Tarantino daraus macht und wie erschreckend teilnahmslos ich das alles hinnahm, was da auf der Leinwand passiert. Tarantino erzählt ja eigentlich fast immer irgendwie episodisch. Oftmals haben diese Episoden dann aber wenigstens eine Pointe oder gliedern sich in eine übergeordnete Erzählstruktur ein. Hier fühlten sich die Episoden sehr viel zusammenhangsloser an als zuvor. Was genau war bspw. der Punkt der Episode, in der Cliff die Antenne repariert? Oder wenn er 10 Minuten lang seinen Köter füttert? Oder wenn Sharon Tate eine halbe Ewigkeit beim Sitzen im Kino gezeigt wird? Sehr ähnlich wie bei Death Proof dachte ich mir hier, dass Tarantinos Qualitäten da nirgends wirklich erkennbar sind. Die Dialoge waren größtenteils uninteressant und zäh, die Musik nicht energetisch oder besonders stilvoll, der Plot völlig banal. Und der Versuch, diese erzählerische Starre ein wenig aufzufrischen, indem man fiktive Filmszenen dazwischen schneidet, wirkte auch recht unbeholfen – inzwischen hat man das schon zu oft gesehen, und auch schon besser. Tarantino erkennt man hier eigentlich nur an seinen üblichen Trademarks (überstilisierte Gewalt, Filmausschnitte usw.), nicht aber an der Qualität des Films.

    Margot Robbies Charakter hätte man ersatzlos aus dem Skript streichen können. Ihr widerfährt nichts erzählenswertes und mir fällt auch kein Element ein, um das sie den Film bereichern würde. Dass Rick Dalton die Tate-Attentate verhindert, hätte man auch ohne eine explizite Besetzung dieser Figur zeigen können. Ich finde es auch recht witzig, wie man sie in alle Interviews ganz selbstverständlich dazu gesetzt hat zu Pitt und Leo, als ob sie für den Film irgendeine Relevanz besäße. In einer Pressekonferenz sagte sie, dass dieser Film zu einem richtigen Zeitpunkt in ihrer Karriere kam, da sie davor nicht dachte, eine bereits ausreichend gute Schauspielerin für einen Tarantino Film zu sein. Na zum Glück hat sich das harte Training für ihre Rolle hier ausgezahlt…
    Taminos Interpretation finde ich da in Ansätzen ganz nett, aber für mich geht sie nicht auf. Tate repräsentiert also das glorreiche Hollywood, das Tarantino hier in heroischer Manier rettet? Mit einem … langweiligen Film? Gerade das ist nämlich mein größter Kritikpunkt an all dem hier: Hollywood ist momentan mehr oder weniger tot. Wie Jay das im Half in the Bag dazu schon richtig anmerkte, braucht man für viele der heutigen Filme eigentlich keine Regisseure mehr. Zu jedem Zeitpunkt ist das Programm in den größeren Komplexen zu etwa 90% gefüllt mit entweder Disney, MCU, Pixar oder Horrorfilmen wie Anabelle 5. Das ist von Produktionsstudios konzipierter Cash-Grab und keine „Kunst“. Retten kann man einen so auf der Stelle tretenden Filmmarkt durch euphorische Originalität, wovon ich in Once Upon… leider nicht wirklich viel ausmachen kann. Tarantino gehört mittlerweile zu den letzten wirklichen Regisseuren. Also zu denjenigen, die selbst bei großem Budget noch ihre Visionen verfilmen können. Ich hatte wirklich gehofft, dass aus dieser erzählerischen Freiheit mehr resultiert als ein ziemlich öder 160 Minüter. Gerettet hat er damit nämlich rein gar nichts, schon gar nicht Hollywood. Bevor der Film ins obligatorische Gemetzel mündet, hätte das alles auch von David O. Russell kommen können (die narrative Schwäche in Gegenwart so vieler Schauspielgrößen erinnerte mich stark an American Hustle). Falls Tate als Figur tatsächlich so gedacht war, wie Tamino es vorschlug, kann ich Tarantinos Ambitionen hier nur müde belächeln.

    Ihr hattet irgendwo mittig in der Diskussion festgehalten, dass Rick Dalton schlussendlich der Held ist: Da widerspreche ich deutlich. Die Gefahr, die von der Manson Family ausging, kann man ja nur dann richtig einschätzen, wenn man weiß, wie sehr sie im Rahmen der Tate-Morde eskalierte. Aus unserer Sicht ist Rick Dalton also sicherlich ein Held (ähnlich wie bei den Basterds), der grausame Geschichte änderte. Blendet man das aber aus und versetzt sich in die Figuren, sieht das Ganze anders aus: Drei Schurken (vielleicht auch nur an Geld interessiert) brechen ein in sein Haus und werden ultrabrutal ermordet – Rick Dalton grillt dabei eine Frau mit dem Flammenwerfer. Das hat mit Notwehr nichts mehr zu tun. Logisch wäre es also eher, wenn die komplette Nachbarschaft ihn für verrückt erklärt. Stattdessen öffnet sich ihm die Tür zum „höheren“ Hollywood, was filmintern keinerlei Sinn ergibt. Was wäre denn, wenn Cliff oder einer seiner Bekannten ihm einen Streich spielen wollte und die Frau nur verrückt spielt, die da auf einmal aus der Scheibe gebrochen kommt? Rick Dalton weiß zu dem Zeitpunkt ja überhaupt nicht, was im Haus eigentlich passiert. Trotzdem zögert er keine Sekunde und bringt die Frau auf sehr gewaltvolle Weise einfach kurzerhand um. Ich fand das alles einfach nur unsinnig. Viel stimmiger wäre es da gewesen, wenn sich der Manson-Klan erst mal ein wenig austobt in Polanskis Anwesen, vielleicht Emile Hirschs Charakter (Namen vergessen) tötet oder Sharon Tate foltert (mental langt da schon), sodass Rick und Cliff davon irgendwie Wind bekommen und schließlich den Tag retten. So, wie es jetzt ist, hatte das Finale keinen funktionierenden Pay-Off, und zusammen mit der Tatsache, dass es auch keinerlei Build-Up gab, empfand ich den Schluss als völlig unzureichend. Und dabei war der Schluss noch das Einzige, was irgendeine Form von Unterhaltungswert besaß.

    Tja, wirklich schade.

    1. Emile Hirschs Charakter heißt glaube ich Han Solo.

      Ich seh das alles bei weitem nicht so hart, aber wirklich zufrieden bin ich mit dem Film, wie gesagt, auch nicht. Ich fand ihn trotz seiner Zusammenhanglosigkeit einfach äußert amüsant in vielen kleinen Momenten. Und Leo und Brad liefern für meinen Geschmack hier mit die besten Performances ihrer Karriere ab. Das rettet das ganze dann so einigermaßen für mich.

      1. Das Schauspiel war ok. Brad Pitt spielt halt nen coolen Dude, das hat ihn bestimmt nicht sonderlich gefordert – sein Acting und seine Figur haben mir beide recht gut gefallen, aber ich habe ihn definitiv schon weitaus besser erlebt (allen Rollen voran wohl die in 12 Monkeys). Und Leo spielt für meine Begriffe seit Wall Street sowieso jede Rolle gleich – einen einigermaßen Introvertierten, der ab und zu exzentrische Ausbrüche hat. Ich hätte mir für seine Rolle dort ohnehin einen anderen Darsteller gewünscht, wie du diesbezüglich RLM schon zitiert hast. Dass einer der erfolgreichsten Darsteller unserer Zeit einen gescheiterten Schauspieler verkörpert, war schon wirklich zynisch. Besonders innerhalb der Promo-Tour, wo er ständig davon schwafelte, man dürfe als Schauspieler niemals aufgeben und müsse auch durch Täler gehen. Vielleicht sind da aber auch die Reporter Schuld, die so bescheuerte Fragen stellen.

        Eine 7/10 ist allerdings schon wirklich großzügig von dir. Bist‘ halt doch ein Leo-Fan im Herzen.

  2. Ich muss Familienpapa zustimmen, ich habe ständig auf einen Payoff gewartet und muss gestehen, dass ich mich streckenweise gelangweilt habe.

    Vielleicht kann man Tarantino die Moral auch positiv auslegen. Der Titel weißt auf ein Märchen hin, sodass hier eine Märchenkulisse erzählt wird und zwar aus der Sicht eines Mannes aus dem alten Hollywood. Alle sind glücklich egal welche Stelle sie im System besitzen, keiner neidet den anderen etwas usw.. Allerdings schaffen es die Hauptfiguren nicht immer, diese Märchenfassade aufrechtzuerhalten. Denn die Figuren sind nicht der coole männliche Held, dessen Sie dargestellt werden. Der eine ist ein Alkoholiker, der andere ein Mörder, sie hassen Hippis, weil sie das alte System stürzen wollen und unterscheiden deshalb den Mansonclan und deren absichten nicht. Auch sonst sind ja beide Charaktere mit vielen negativen Eigenschaften besetzt.

    Vielleicht ist es Tarantinos Kommentar darauf, wie wir Hollywood sehen wollen und von wem wir uns diese Fassade vorgauckeln lassen möchten und wir übersehen dabei wie es hinter den Fassaden aussieht. Bildlich steht eventuell der Wohnort von Cliff Booth dafür. Hinter der Leinwand ist es kein schöner Platz zum Leben.

    Vielleicht ist es sein Kommentar darauf, dass er sich selber von den alten Hollywoodhaudegen hat blenden lassen.

    Das ist zumindest meine Hoffnung.

  3. Ich bin etwas faul und kopiere das rein, was ich bei Letterboxd schrieb:

    „Es war einmal…

    ein 15jähriger filmbegeisteter Teenager, der in einem dieser Famlienurlaube irgendwo in einem norddeutschen Kaff rumlungerte. Zum Glück gab es, in einer umgebauten Garage, eine kleine Videothek. Dort entdeckte er einen Film namens RESERVOIR DOGS – WILDE HUNDE. Lt. Werbeversprechen auf der Hülle der „brutalste Film aller Zeiten.“ Der noch im Stadium ‚Gorebauer‘ weilende Junge lieh sich das Tape (auf Altersfreigabe achtete keiner) und war enttäuscht. Splatter war nicht da und die Inszenierung fast nur an einem Ort. Öde. Den Regiesseur würde ich eher nicht im Auge behalten.

    Es ist…

    ein nun fast 42jähriger Mann, der im Laufe der Jahrzehnte natürlich, wie so viele andere Menschen auf der Welt, den Filmemacher ziemlich genau im Blick behielt, mit ihm aufwuchs und nun in dessen neuesten, vielleicht letzten, Film sitzt.

    Seit besagtem RESERVOIR DOGS wurde die Filmlandschaft fundamental anders. Auteure wie Spielberg, Allen, Scorsese etc. sind auf der Leinwand kaum noch gefragt. Auch echte Filmstars gibt es nur noch wenige. Und kleine/mittlere Produktionen mussten dem Franchisewahn weichen. Der Videomarkt, auf dem sie einstmals Platz fanden, existiert nicht mehr. Es gibt noch EINE Videothek, die ich besuche, und um die steht es auch nicht gut. Der Markt verlagert sich ins TV bzw. dessen Bruder Streamingportalen. Das Kino wird unbedeutend(er).

    Etwas fällt tatsächlich auf in ONCE UPON A TIME IN HOLLYWOOD, niemand geht dort ins Kino. Obwohl ständig welche zu sehen sind, die Aushangtafeln Filme ankündigen…alle hocken, als Spiegelung von heute, vor der Glotze. Selbst Stuntman Cliff, der gratis von seinem Wohnwagen aus ein Autokino sehen könnte, guckt lieber MANNIX. Es gibt nur eine Person, die ins Kino geht, das ist Sharon Tate.

    Über ihre Rolle ist ja viel gemurrt worden, sie sei kaum im Film dabei. Dabei verkennt man schnell, wie wichtig sie ist, so wichtig, dass Tarantino erneut Geschichte umschreibt um sie zu retten. Im Kosmos von ONCE… ist sie die letzte Bastion, die das Kino selbst schätzt, die sich mit dem Publikum gemeinsam über das Geschaute freut. Sie muss gerettet werden, damit das Kino noch eine Zukunft hat.

    Die Manson-Jünger symbolisieren hier zwei der Todfeinde des Kinos. Fast sediert hocken sie in einem viel zu engen Raum vor der Glotze, unfähig sich zu bewegen bzw. erst, als die Außenwelt, in Form von Cliff, sie mal wegholt. Oder aber, wenn sie in der geplanten Mordnacht zu Rick Dalton umschwenken, als potentielles Opfer, da sie meinen, ein Problem das Tarantino nur zu gut kennt, fiktive Gewalt sei der Auslöser für alles Böse auf der Welt. TV und selbsternannte
    Moralinstanzen (die nurmehr weichgespülte Kompromissware zulassen) werden von Tarantino komplett vernichtet. Am Ende schreitet das Old durch ein Tor zum New Hollywood und beide leben glücklich bis ans Ende ihrer Tage.

    Leider ist die Märchenstunde aber dann vorbei. Ich fühlte mich auf angenehme Weise geplättet, und dann leer, da ich vermute, dass die Wirklichkeit keine Hundefutterdose und einen Flammenwerfer bereithält, um die Zeit aufzuhalten. Ich würde daher gerne zurück in die Garagenvideothek und RESERVOIR DOGS voll Neugierde raussuchen. Mich hat ONCE UPON A TIME IN HOLLYWOOD voll erreicht!c

  4. Der Vorwurf, dass Tarantino die Hippies in ein ausschliesslich schlechtes Licht stellt, kann ich so nicht teilen.

    Sharon Tate nimmt z.B. eine Hippie-Dame als Anhalterin mit, inkl. Knuddelei.
    Die Party im Playboy-Mansion hat einige hippieske Ausprägungen, und da sind alle friedlich.

    Wirklich böse werden hier nur die Jünger*innen von Manson dargestellt. Tatsächlich, mit der Abwehr ihres Angriffs sorgt Tarantino in seiner alternativen Zeit ja eher dafür, dass die wahren Ideale der Hippies nicht in Verruf geraten werden, da es keinen großen rituellen Mord gibt, sondern ’nur‘ einen mutmaßlichen Raubüberfall bei einem abgehalfterten Star.

    Was Tarantino 2003 über Polanski sagte…ich hab vor 16 Jahren gewiss auch Sachen gesagt, die heut so nicht mehr als angemessen gelten. In ONCE… wird Polanski von Steve McQueen als „Polish Prick“ bezeichnet, Polanski beschimpft nen Hund und kommt weniger vor als Tate. Mehr Statement braucht es da für mich nicht.

    Ansonsten zitiere ich meine Deutsch-LK Lehrerin: „Verabschieden Sie sich vom Gedanken, dass gute Künstler immer gute Menschen sind.“

  5. Der Vorwurf, dass Tarantino die Hippies in ein ausschliesslich schlechtes Licht stellt, kann ich so nicht teilen.

    Sharon Tate nimmt z.B. eine Hippie-Dame als Anhalterin mit, inkl. Knuddelei.
    Die Party im Playboy-Mansion hat einige hippieske Ausprägungen, und da sind alle friedlich.

    Wirklich böse werden hier nur die Jünger*innen von Manson dargestellt. Tatsächlich, mit der Abwehr ihres Angriffs sorgt Tarantino in seiner alternativen Zeit ja eher dafür, dass die wahren Ideale der Hippies nicht in Verruf geraten werden, da es keinen großen rituellen Mord gibt, sondern ’nur‘ einen mutmaßlichen Raubüberfall bei einem abgehalfterten Star.

    Was Tarantino 2003 über Polanski sagte…ich hab vor 16 Jahren gewiss auch Sachen gesagt, die heut so nicht mehr als angemessen gelten. In ONCE… wird Polanski von Steve McQueen als „Polish Prick“ bezeichnet, Polanski beschimpft nen Hund und kommt weniger vor als Tate. Mehr Statement braucht es da für mich nicht.

    Ansonsten zitiere ich meine Deutsch-LK Lehrerin: „Verabschieden Sie sich vom Gedanken, dass gute Künstler immer gute Menschen sind.“

  6. Was kann ich sagen, ich habe den Podcast You Must Remember This über die Mansonfamilie gehört, eh die ganze Zeit 60er Jahre Filme und Western geglotzt. So bin ich rein gegangen. Ich war geil. Ich war Hype drauf. Ich hab ihn in der 35 mm Version gesehen.
    Und was kann ich sagen?
    Ich fands geil. Ich will mir den Film in die Venen schießen. Wegen der Atmo. Wie Brad Pitt durch Los Angeles fährt hätte ich mir noch zehn Minuten anglotzen können. Ich war nostalgisch für eine Zeit in der ich nie war.

    Charles Manson fragt nach Charlie Wilson, einem der Beach Boys. Deswegen kannte er die Adresse. Es war eigentlich egal, wer sterben sollte. Sie wollten einen Rassenkrieg starten.
    Das war im Film nicht Thema. Das waren nicht einfach Hippies. Manson hat nicht umsonst ein Hakenkreuz in der Stirn.

    Das war ein ganzes System um Weinstein. Wurde hier zusammengefasst:
    https://www.behindthebastards.com/podcasts/part-one-it-takes-a-village-of-bastards-to-make-a-weinstein.htm
    Ich habe gar nicht an #metoo gedacht. Das kann man auch über fast jeden Film machen, vor allem bei Weinstein.
    https://en.wikipedia.org/wiki/Harvey_Weinstein#Selected_filmography
    Welcher bekannter Regisseur ist da nicht dabei? Da war auch bei Tamino.
    Den perfekten Film zu dem Thema habt ihr schon beschrieben: Mulholland Drive.
    Was hat sich seit dann verändert? Bill Cosby ist weg, Weinstein nur angeklagt. Bei vielen anderen kam nix rum.
    Kennt ihr den Film „Imitation of Life“ von Douglas Sirk? Da geht es darum, dass man in gewisse Denkweisen, dort Rassismus, einfach „reinfällt“, weil sich daraus Privilegien ergeben. Das ist oft kein bewusster Prozess.

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