Es geht ins Hongkong-Kino zu Jackie Chan! Wir machen unseren Neujahresvorsatz von 2015 endlich wahr! Mit Die Schlange im Schatten des Adlers (Amazon-Link*) und der Suche, nach Jackie Chans Werdegang.
Unser Plan ist simpel: Wir arbeiten uns in den nächsten drei Monaten durch drei Station in der Karriere von Chan: Den Anfang, den Höhepunkt und den Abstecher nach Hollywood. Dazu werden wir demnächst auch Police Story (Amazon-Link*) und Rush Hour (Amazon-Link*) besprechen.
Grund und Grundlage für diese Auseinandersetzung ist dieses Video: Every Frame a Painting zu Jackie Chans Action-Comedy
In seinem Auftritt als Chien Fu wird Jackie Chan von dem durch Siu Tin Yuen porträtierten Grandmaster Pai Cheng-Tien trainiert. Inszeniert wurde der Film von Kill-Bill-Kampfchoreograph Woo-Ping Yuen.
Wir arbeiten uns also in dieser Ausgabe schon mal ein bisschen an Jack Chans Schaffen ab. Dabei geht es um die Frage, was dieser Film im Vergleich zu anderen Vertretern des Hongkong-Kinos alles anders gemacht hat. Und welche Momente bereits Chans Handschrift trägt. Und wie wir hier die 9 Grundlagen aus dem Every-Frame-A-Painting-Video finden.
In der nächsten Woche ist die superherounit wieder an der Reihe. Dort widmen sich Arne und Christian Ang Lees Hulk (Amazon-Link*).
[Download | Länge: 01:59:28 | Größe: 57,4 MB | @2nd_Unit | Facebook.com/SecondUnit | iTunes | Unterstützt uns bei Patreon!]
[Teaser-Bild: “Jackie Chan” by Gage Skidmore is licensed under CC BY-SA 2.0]
*Amazon-Partner-Links: Über diese Links gekaufte Artikel werfen einen kleinen Obolus für uns ab. Für euch ändert sich nichts, schon gar nicht der Kaufpreis. Wir bedanken uns im Namen unserer Kaffee-Kasse.
Also mit dem Film konnte ich herzlich wenig anfangen. Das traf überhaupt nicht mein Geschmack und ich musste mich durchquälen. Umso mehr hoffe ich, dass ‚Police Story‘ viel besser wird bzw. mein Geschmack viel besser trifft….
Zu den historischen Kontexten:
Ich würde schätzen, dass der Film irgendwann zwischen 1860 und 1911 spielt. 1860 endete der Zweite Opiumkrieg, mit welchem die Armeen Frankreichs und Großbritanniens China „für den Weltmarkt öffneten“ (im konkreten Fall ging es darum, dass die Chinesen Opium importieren sollten). In der folgenden Zeit stürzte China vom Zentrum der Weltwirtschaft zur größten Halbkolonie des Planeten ab. Wobei die westlichen Mächte China unter sich aufteilten (infolgedessen sind Hong Kong und Weihaiwei britisch geworden – wobei letztere Stadt 1930 an China zurückging). Infolge der „Öffnung“ zum Westen gab es zwei größere Gewaltausbrüche von Chinesen, die sich dagegen richteten. Der erste war der Taiping-Aufstand (1850–1864) und und der zweite der Boxeraufstand (1899–1901). Der Taiping-Aufstand gilt als der verlustreichste Bürgerkrieg aller Zeiten und könnte vielleicht auch der verlustreichste Krieg aller Zeiten gewesen sein (Schätzungen variieren). Beide Aufstände richteten sich gegen den westlichen Einfluss und die einheimische Qing-Monarchie. Gegen die Qing gründeten sich bis zu deren Sturz im Jahr 1911 mehrere Geheimgesellschaften (aus einer dieser gingen beispielsweise die Triaden hervor). Der Umstand, dass der Priester in dem Film ein Mitglied der Geheimpolizei war, könnte also durchaus als ein nationalistisches Motiv angesehen werden.
Trotz der Republiksgründung 1911 blieben die Zustände in China chaotisch und in den 1920er und 1930er Jahren herrschten Warlords und ausländische Mächte über große Teile Chinas. Trotzdem erlebte das Kino einen erfolgreichen Aufstieg: Während es 1927 nur 100 Kinos im Land gab, waren es 1930 bereits 250, wovon aber nur 50–60 chinesische Filme spielten. Sonst dominierten Hollywoodstreifen die Kinosäle (Kimberly Owczarski: “A Very Significant Chinese Component”: Securing the Success of Transformers: Age of Extinction in China, in: The Journal of Popular Culture, Jg. 50 (2017), Nr. 3, S. 490–513 [hier: S. 494]). Doch nach dem Zweiten Weltkrieg (in China 1937–1945) und den darauffolgenden Bürgerkrieg (1946–1950) siegte die Kommunistische Partei und das Land wurde wieder vom Weltmarkt abgeschottet. Als die einzigen beiden „Tore zum Weltmarkt“ verblieben Macao und Hong Kong. Erstere Stadt war eine portugiesische und zweitere eine britische Kolonie. In Macau gibt es seit 1894 den Macanese Pataca und in Hong Kong seit 1935 den Hong Kong Dollar. In Hong Kong entstand ab den 1970er Jahren dann ein eigenes Filmstudiosystem, wobei sich Golden Harvest als das stärkste Studio durchsetzte. Bei Golden Harvest erschienen die Bruce-Lee- und Jackie-Chan-Filme der 1970er und 1980er Jahre und das Studio spielte auch eine wichtige Rolle, diese Filme in die nordamerikanischen und westeuropäischen Märkte zu verkaufen. Das Studio versuchte auch, eigene „westliche“ Produktionen aufzusetzen wie das Indy-Rip-Off ‚High Road to China‘ mit Tom Selleck und Musik von John Barry und die ersten beiden Turtles-Filme. Auch kofinanzierte Golden Harvest Globus-Filme wie ‚Death Wish II‘. Im Westen war also eher der Videomarkt das Ziel von Golden Harvest.
Doch in den 1990er Jahren ging Golden Harvest unter und unabhängig davon gingen Hong Kong 1997 und Macau 1999 an die Volksrepublik China zurück. Seitdem existieren dort unter dem Schlagwort „Ein Land, zwei Systeme“ Sonderverwaltungszonen. Hong Kong und Macau haben eigene Währungen, verwalten sich selbst und dürfen sogar eigenständige internationale Beziehungen pflegen (weswegen es im Tischtennis immer wieder gerne Finalrunden mit China gegen Hong Kong gibt). Hong Kong ist also sowohl chinesisch als auch selbstverwaltet.
So, das war’s erst einmal zu China und ich freue mich schon auf ‚Police Story‘!
Schade, dass dir der Film nicht so taugte, aber Danke für den tollen Kommentar!
Zum Thema China und Hongkong empfehle ich noch die tolle Doku-Reihe „Vox Borders“, die sich in ihrer zweiten Staffel um genau das Thema dreht: https://www.youtube.com/playlist?list=PLJ8cMiYb3G5cEIWi56dV_caS1M0i9Kgmb
Oh, ja – ein schönes, kleines Video!