Happy #Japanuary, everybody! Wir reisen in dieser Ausgabe mit Tamino ins Tal der Winde. Mit Nausicaä aus dem Tal der Winde (Amazon-Link*).
Wer nicht genug von Tamino, Studio Ghibli und Hayao Miyazaki in genau dieser Kombination bekommen kann, darf gerne drüben bei Enough Talk! in den Diverse Talk #14 reinhören. Genau diese Kombination erwartet euch dort in epischer Ausführlichkeit.
Wir diskutieren über die Protagonistin Nausicaä, Miyazakis Humanismus und landen schlussendlich bei einer Diskussion über „Kinderfilme“.
In der nächsten Ausgabe holen wir noch einen Vorsatz aus dem alten Jahr nach! Dann geht es nämlich mit Cedric und Indy weiter. Für unsere Besprechung zu Indiana Jones und das Köngireich des Kristallschädels (Amazon-Link*) holen wir uns aber einen weiteren Gast dazu. Marco Risch aka @rischisseur aka Nerdkultur wird dann zu uns stoßen.
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Der Begriff den ihr sucht ist Diaräse, bei der zwei Vokale getrennt voneinander ausgesprochen werden, die Umlautpünktchen schimpfen sich hier Trema. Die japanische Verballhornung Naushika ist wirklich nicht hilfreich. Ursprünglich stammt der Name aus der griechischen Mythologie, präziser Homers „Odyssee“. (Ναυσικάα) Er lernte die Figur in einer romantisierten Adaption der „Odyssee“ von Brenard Evslin und war sofort begeistert von der selbstlosen Prinzessin. (Und letztendlich ein wenig enttäuscht, das Homers Original dann doch sehr stark davon abwich) Miyazakis Nausicaä ist eine Kombination aus der griechischen Sagengestalt und die Insekten liebende Prinzessin aus einer japanischen Erzählung aus dem
12. Jahrhundert. Weitere von Myiazaki angegebene Inspirations Quellen waren die Romane „Dune“ von Frank Herbert, „Am Vorabend der Ewigkeit“ von Brian Aldiss und „Das ferne Ufer“ von Ursula LeGuin. Letzterer ist übrigens Teil des Erdsee Zyklus, der dann von Goro Miyazaki verfilmt wurde. Bis heute wohl einer der kontroversten Ghibli Filme.
Den Manga hat Miyazaki ursprünglich wirklich nur gestartet um den Film zu pitchen. In den 80ern war ein Animationsfilm in Japan ohne Vorlage undenkbar und stieß bei den Produzenten auf taube Ohren. Miyazaki sieht sich aber primär als Filmemacher, obwohl er einige Mangas gezeichnet und geschrieben hat, und daher war die Komplettierung des Nausicaä Manga eine Zäsur für ihn und zog sich bis 1994. Der Mangai st übrigens inhaltlich nochmal wesentlich umfangreicher und sehr, sehr lesenswert.
Es stimmt zwar das „Nausicaä“ noch im Studio Top Craft entstand und erst im Folge des großen Erfolges des Films das Studio Ghibli gegründet wurde. Allerdings ging zum einen der Großteil der Top Craft Mitarbeiter zum Studio Ghibli über, als auch sämtliche Verwertungsrechte und auch von Ghibli wird der Film offiziell als Ghibli Film geführt. Zudem war Top Craft danach bedeutungslos und schloss wenig später seine Pforten.
Achja und „Das wandelnde Schloss“ basiert nicht auf einen Manga, sondern auf den britischen Roman „Howl’s Moving Castle“ von Diana Wynne Jones
1.) Ich mag die japanische Aussprache von Nausicaa, also „Nauschka“. Aber ich gucke Miyazaki nur auf japanisch.
2.) Die Satirefilme von Bakshi die Tamino meinte war Fritz the Cat, Coontown und Heavy Traffic. Ich habe nur Fritz gesehen und als „casual“ Fan des Comics war der ok. Am Ende geht dem leider sehr die Luft aus. Hast du Fire and Ice von Bakshi gesehen ( https://en.wikipedia.org/wiki/Fire_and_Ice_(1983_film) ) ? Schöner Fantasyquatsch dem niemanden weh tut und in 80 Minuten eh schnell vorbei ist. Den Stil fand ich auch schön und der Typ der später Aeon Flux gemacht hat, die Animation nicht diesen schrecklichen Realfilm, hat da mitgearbeitet.
3.) Erwachsenenanimation ist leider etwas aus der Mode gefallen. Die Kurzfilme von Disney waren auch früher für Erwachsene gedacht. Heutzutage ist das mehr Nische, aber Serien wie Bojack Horseman sind auch „anerkannter“ und nicht nur für Kinder gedacht, da sie ernstere Themen anspricht und nicht nur komisch ist. Ich mag da auch eher die Nische in der Nische, sowas wie Adult Swim. Der Blick in andere Länder fehlt mir bei der Betrachtung von Animation. Sowjetische Animationsfilme haben Miyazaki massiv beeinflusst, so wie die Schneekönigin https://www.youtube.com/watch?v=P8jN0oOvYi0.
4.) Kinderfilme heißt für mich auch die Abwesenheit von expliziter Gewalt und Sex. Wikipedia macht die Abgrenzung zum „Familienfilm“, einem Film für die ganze Familie https://de.wikipedia.org/wiki/Familienfilm. Da fallen da auch diese ganzen Machwerke von Dreamworks, die voller Anspielungen sind, die man in ein paar Jahren nicht mehr versteht, und die den Großteil des Humors ausmachen. Bei Shrek 1 hielt sich das in Grenzen (Shrek hat auch andere Qualitäten) aber sowas wie Shark Tales ist nicht mehr zumutbar. Da gibt es ein schönes Review auf Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=g6Ae_KKEeSY
5.) An den Kommentar von Noir020: Gut dass du die Odysee ansprichst. Die neue Übersetzung in Reinform liest sich ganz toll und jeder sollte die lesen, der Interesse an westlicher Kultur hat. Nausicaa ist die Prinzessin, die beim unschuldigen Spiel mit einem Ball (ja, das gabs schon) den nackten Odysseus nach seiner langen Reise findet. Am Hof ihres Vaters erzählt er dann in einer Rückblende, von etwa 15 Gesängen, seine Geschichte, also seine Irrfahrt. Die berühmteste Geschichte, die mit den Sirenen, ist übrigens nur zwei Seiten lang und ist völlig nebensächlich.
6.) Zentral für Shintoismus sind unter anderem dass alle Gegenstände und die Natur „beseelt“ sind, das Konzept der Reinheit und die Kami. https://en.wikipedia.org/wiki/Kami
Kami sind zentral in Mononoke (das Wildschwein, der Hirschgott…) und sind Teil der Handlung. https://aminoapps.com/c/anime/page/blog/princess-mononoke-analysis-shintoism-greed-and-the-death-of-a-culture/pLtQ_uwvYBxar02eeRYgqoKB4rEB5.
Gegenstände sind auch Teil der Natur und haben sowas wie ein Bewusstsein. Sie sind Yokai oder Tsukumogami
https://de.wikipedia.org/wiki/Tsukumogamihttps://de.wikipedia.org/wiki/Y%C5%8D. Der Regenschirm der am Leben ist, kenne ich aus Videospielen als Gegner, wie in Goemon oder Super Mario https://www.mariowiki.com/Karakara .
Das die Reinheit wichtig ist für Japan und auch Nausicaa ist offensichtlich. Nicht ohne Grund stehen in Japan überall öffentliche Bäder, jeder Manga und jeder Anime hat mindestens eine Szene im Bad (hauptsächlich um Frauen zu zeigen *haha*). Der Wald und die Ohmu sind nicht nur „böse“, sie wollen sich vor den Menschen schützen. Der See unter dem Wald ist sauber und Nausicaa kann Pflanzen ohne die Sporen züchten. Das mit den Giganten habt ihr nicht angesprochen. Anstatt wie Nausicaa Versöhnung zu wollen, wollen die „Bösen“ den Wald mit diesem schleimigen, menschenähnlichen Monster vernichten.
7) Ja, Nausicaa ist eine Idealfigur, so wie man sich die Mythologie denkt. Am Ende opfert sie sich selbst und wird von den Ohmu wiederbelebt. Parallelen mit Jesus drängen sich wohl jedem auf. Die Rückblenden sind auch sehr wichtig. Sie erinnert sich dass sie ein Ohmu großgezogen hat, in einem Feld aus Gold. Wobei ich mich am Ende frage, was mit den Ohmu geschieht. Gehen die wieder in den Wald? Erkennen die Menschen dass sie mit ihnen koexsitieren müssen? Nausicaa kann aber auch töten. Es wird beiläufig erwähnt, dass sie mehrere Männer ermordert hat, als sie ihren toten Vater sieht. Reue zeigt sie nicht. Odysseus ist auch der Held in seiner Reise, betrügt aber seine Frau mit Kirke und schlachtet buchstäblich die Freier an seinem Hof.
8.) Zentrale Elemente des Films: Wind und Wasser. Das Tal kann nicht ohne den Wind leben, niemand ohne das Wasser. Nausicaa bewegt sich ausschließlich fliegend.
9.) Szenen die ich liebe: Nausicaa trifft im Luftschiff die Mutter der gestorbenen Prinzessin, die am Anfang mit dem Schiff im Tal landet. Beim Schreiben muss ich schon weinen und tue es jedesmal beim Gucken. Die Szene wo Nausicaa das wütende Ohmu retten will und durch das saure Wasser verletzt wird. Da will ich nur dieses Review von Letterboxd zitieren
https://letterboxd.com/glazomaniac/film/nausicaa-of-the-valley-of-the-wind/:
„I can’t ask your forgiveness. It’s too cruel.“
The depth of empathy in that statement astounds me. Understanding the emotional labor
you are asking of someone when you ask their forgiveness is a crucial
part of understanding injustice, because forgiveness is a crucial part
of justice. You cannot ask forgiveness before you earn it; to do so
requires the survivor of injustice to swallow the injustice. You
not only inflict harm, you emphasize the gap in power between yourself
and them, and then you make a demand of them, re-emphasizing it. This is
why Nausicaa’s foot must burn in the acid of the lake before the ohm
child can forgive her; she must be made equal to the target of injustice
her species inflicted (either the torment of the baby ohm or the death
of the world, whichever you prefer). This goes so far beyond a baby ohm
and a princess, though–apply it to all injustice before asking others
to do… anything for you.
Den „Fire & Ice“ wollte ich schon lange mal gucken. Die anderen Sachen von ihm sehen ehrlich gesagt nicht sonderlich ansprechend aus.
Über den religiösen Aspekt hätte man natürlich auch noch sprechen können, aber wir hatten auch so schon genug auf dem Tacho denk ich. Gehört für mich nun auch nicht gerade zu meinen Lieblingsaspekten des Films, da ich wirklich kein Fan von Religion bin und gerade diese Geschichte um die Erbsünde – hier abgewandelt in Bezug auf die Natur – und ihre Vergebung mir von ihrer Aussage her überhaupt nicht gefällt.